Alois Nagler
Nagler, Alois (1907–1996). 1933–96. VP 1952–53; P 1953–1962; Bs 1962–77; SL 1955–67 und 1979–91; SPL 1967–79; EP1969.
Versicherungskaufmann bei der Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt, Vizedirektor und Vorsteher der
EDV-Abteilung – sowie der bedeutendste Schweizer Schachorganisator des 20. Jahrhunderts. Seine Verdienste um Anlässe wie das
Kandidatenturnier 1953, zwei Dezennien Clare-Benedict-Turniere, fünf Zürcher Grossmeisterturniere zwischen 1952 und 1984 sowie die
Schacholympiade 1968 und die starken Openturniere in Lugano können kaum überschätzt werden. Kaum eines davon hätte ohne seinen
unermüdlichen Einsatz, seine Beziehungen in alle Welt und sein Fingerspitzengefühl realisiert werden können. Daneben hat er mit dem
Jelmoli-Cup und der Jugendschach-Stiftung zwei weitere Einrichtungen geschaffen, von denen nachrückende Generationen noch viele Jahre
später profitieren konnten.
Nagler hatte Schach erst durch seine zukünftige Frau kennengelernt – zu spät um ein Meister zu werden, doch
früh genug um eine lebenslange Liebe zum Spiel zu entwickeln. In den ersten Jahren galt sein besonderes Interesse der Schachkomposition;
bald schon erschienen seine ersten eigenen Probleme, und 1951 konnte er sogar ein Bändchen mit ausgewählten Kompositionen vorlegen.
Als Problemschachredaktor der Schachzeitung (1941–45), vor allem aber während 40 Jahren beim «Tages-Anzeiger» und in der
«Schweizer Illustrierten» gelang es ihm, ein grosses Publikum mit seiner Begeisterung für das Schachproblem anzustecken.
Schon früh diente Nagler in seinem ersten Schachklub, dem Kaufmännischen Verein, als Aktuar und Vizepräsident. Auf nationaler Ebene machte
er erstmals 1951 von sich reden, als er einen «Internationalen Turnierfonds» initiierte, der es dem von Geldnöten geplagten Landesverband
ermöglichen sollte, seine besten Kämpen regelmässig an die Olympiaden zu schicken und Mannschaftswettkämpfe auszutragen. Als er im Jahr
darauf in den Vorstand der Schachgesellschaft gewählt wurde, begann er sofort, seine Visionen von internationalen Turnieren in die Tat
umzusetzen.
Nachdem Nagler 1953 mit Bravour das grosse Kandidatenturnier geleitet und ihn der Weltschachbund 1954 zum Internationalen
Schiedsrichter ernannt hatte, waren seine souveränen neutralen Dienste in der Folge oft gefragt: beim WM-Wettkampf 1954 und bei der
Olympiade 1956 in Moskau ebenso wie beim slawischen Prestigeduell UdSSR gegen Jugoslawien im selben Jahr. An den Olympiaden 1958 in
München und 1964 in Tel-Aviv wurde er auf den Posten des Hauptschiedsrichters gerufen.
Wohl schlug sein Herz am stärksten für die
Schachgesellschaft Zürich, doch seine Taten und Talente stellte er immer auch dem gesamtschweizerischen Schach zur Verfügung. Als
bisher einziger Präsident des Landesverbands war er bei seinem Amtsantritt 1965 bereits Ehrenmitglied, dennoch gelang ihm mit der
Olympiade in Lugano ein weiterer grosser Wurf. Es verwundert schliesslich wenig, dass er sich darüber hinaus auch stark für den
Weltverband interessierte. Sein Freund, Ex-Weltmeister Max Euwe, war in den siebziger Jahren dessen Präsident, und als Schweizer
Delegierter focht Nagler dafür, dass der Verband frei von Politik bleibe. Obwohl dies – wie beim umstrittenen Boykott gegen
Südafrika – nicht immer gelang, darf Alois Nagler für sich in Anspruch nehmen, mit seiner reichhaltigen Tätigkeit dem Fide-Motto
«Gens una sumus» so treu gefolgt zu sein wie kaum ein anderer.